Zitat:

§ 1 Wesen und Aufgabe

„Die Selfkant-Wanderplakette wurde anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Trommler- und Pfeifer­corps ´Selfkantia´ Süsterseel von der Gemeinde Selfkant gestiftet. Diese Wander­plakette soll allen ein Ansporn zur Erhaltung des alten Brauchtums, sowie ein Zusammen­finden zum fröhlichen Spiel und ewiger Freund­schaft sein. Es ist das Bestreben, die Freund­schaftsbande aller Selfkantvereine weiter zu vertiefen.“

So lautet der erste Paragraf der Satzung zur Selfkant-Wanderplakette. Als die Gemeinde Selfkant die Selfkant-Wander­plakette stiftete, die zum ersten Mal am 06.06.1971 an Süster­seel überreicht wurde, konnte wohl niemand ahnen, wie sich die Zukunft und der Stellenwert dieses Wett­spiels gestalten würde. Alle Trommlercorps und Spielmannszüge verpflich­teten sich, teilzunehmen und selbst die Aus­spielung der Plakette in einer festgelegten Reihen­folge auszurichten. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass dieser Wettstreit terminlichen Vorrang, gegenüber zusätzlichen Veran­staltun­gen der Selfkantvereine, besitzt. Die Selfkant­vereine, die an der ersten Aus­spielung der Selfkant-Wanderplakette teil­nahmen, kamen aus folgenden Orten: Süsterseel, Saeffelen, Schalbruch, Wehr, Havert, Hillensberg, Höngen, Isenbruch und Tüddern.

Im Laufe der Zeit wurde es unumgänglich, die Satzung zur Selfkant-Wanderplakette den aktu­ellen Ansprüchen der Vereine anzupassen. So wurde diese Satzung in 30 Jahren fünf Mal grundlegend verändert.

Um den Austragungsmodus der Plakette bes­ser verstehen zu können, soll jetzt die aktuelle Fassung (vom 22.11.1996) kurz zusammenge­fasst werden.

Zurzeit sind folgende Spielmannszüge Mit­glie­der der Selfkant-Wanderplakette:

1. Trommler- und Pfeifercorps „Selfkantia“ Süsterseel e.V.

2. Spielmannszug 1921 Saeffelen e.V.

3. Trommler- und Pfeifercorps „St. Martini“ Isenbruch e.V.

4. Spielmannszug Wehr e.V.

5. Spielmannszug 1920 „Edelweiß“ Havert e.V.

6. Trommler- und Pfeifercorps Hillensberg e.V.

7. Trommler- und Pfeifercorps Selfkant-Schalbruch e.V.

8. Trommler-, Pfeifer- und Fanfarencorps Höngen e.V.

Jedes Jahr wird Ende November / Anfang Dezember vom ausrichtenden Verein eine ordentliche Mitgliederversammlung aller Selfkantvereine einberufen. Dort wird neben aktuellen Problemen und Anre­gungen, die dis­kutiert und ggf. beschlossen werden, die Reihenfolge der Selfkant­vereine beim Wer­tungsspiel ausgelost. Hierbei ist anzumerken, dass das zuerst aufspielende Corps der ver­gangenen Aus­spielung nicht wieder die Start­nummer 1 ziehen kann. Der veranstaltende Verein ist automatisch letzter der Reihenfolge.

Um die Regelung des Wertungsspiels für jeden Leser klar zu machen, soll hier § 8 der Satzung zitiert werden:

„Vor dem Festzug sind dem Veranstalter für jeden musikalischen Vortrag die Partitur bzw. Noten in zweifacher Ausfertigung vor­zulegen. Vor dem Wer­tungsspiel hat der Träger der Selfkant-Wanderpla­kette, diese dem Veran­stalter zu übergeben. Alle Selfkantvereine bilden eine Klasse. Beim Wertungs­spiel wechseln sich Selfkantver­eine und auswärtige Vereine ab. Der Ver­anstalter nimmt selber am Wertungsspiel teil. Es werden zwei Vorträge ge­spielt und bewertet. Mindestens ein Marsch muss vorge­tragen werden. Beim Wertungsspiel sind die Instrumente zugelassen, die der Originalkompo­sition bzw. Bearbeitung ent­sprechen. Nachträg­lich hinzu­gefügte Stimmen zählen nur dann zum Original, wenn sie nachweislich vom Kompo­nisten stammen. Nach abgeschlossenem Wer­tungsspiel findet eine Kurzbesprechung statt, zu dem jedes Mitglied min­destens einen, maximal jedoch zwei Vertreter ent­sendet. Eventuelle Ver­stöße gegen die Satzung und deren Konsequen­zen werden hierbei besprochen. Erst danach kann die Preisverteilung stattfinden. Der verab­redete Zeitplan ist unbedingt einzuhal­ten.“

Die beiden Wertungsrichter, die im Vorfeld nur dem Veranstalter bekannt sein dürfen, dürfen nicht Mitglied oder Ausbilder der teilnehmenden Selfkantvereine sein. Ein wichtiger Satzungs­punkt besagt, dass das Urteil der Wertungs­richter unanfechtbar ist.

Die Bewertung der Musikvorträge ist an fol­gende Kriterien fixiert:

1. Intonation, Klangreinheit

2. Rhythmik und Zusammenspiel

3. Dynamik und Tempo

4. Tonkultur

5. Musikalische Deutung und Gestal­tung, Inter­pretation (Phrasierung und Artikula­tion)

6. Schwierigkeitsgrad des Vortag­stückes (unter Berücksichtigung der Möglichkeiten des Vereins)

7. Gesamteindruck des Vortrags

8. Klangausgleich

Je Kriterium sind maximal 10 Punkte zu errei­chen, wobei eine Idealpunktzahl von 320 Punkten möglich ist, bei zwei Vorträgen und zwei Wertungsrichtern.

Bei der Preisverteilung werden die drei Erstplatzierten des Wertungsspiels geehrt. Der Sieger erhält nun für ein Jahr die Selfkant-Wanderplakette.

So viel also zu den Punkten, die eine Sat­zung bestimmen kann. Allerdings lassen sich die Emotionen einer Selfkant-Wander­plakette nicht auf Papier festlegen. Das ist auch kaum ver­wunderlich, wenn man bedenkt, dass jeder Verein ein ganzes Jahr auf diesen einen Termin hinarbeitet. In diesem Jahr wird nicht nur wöchentlich geprobt, sondern es werden in den letzten Wochen vor der Selfkant-Wanderpla­kette noch zusätzliche Proben und ggf. so ge­nannte ganze Probentage durchgeführt. Jeder Verein ist also logischerweise total auf diesen einen Tag fixiert und alle Anstrengungen in den Wochen und Mona­ten zuvor, werden jetzt in einem vielleicht 15 bis 20-minütigen Auftritt in­vestiert und von den Preisrichtern bewertet.

Dazu kommt noch ein weiterer Aspekt, den ein erfahrener Ausbilder mit folgenden Sätzen auf den Punkt brachte: „Die Selfkantplakette ist der härteste Wettkampf, den ich kenne. Bei an­deren Wettstreiten kann man Ränge erzielen, d. h. mehrere Vereine können z.B. einen „1. Rang mit Auszeichnung“ erreichen. Hier gibt es im­mer nur einen Gewinner. Und haben zwei Ver­eine die gleiche Punktzahl erreicht, so wird auch noch gelost.“

Vielleicht kann man so erklären, dass sich im­mer wieder einige Phänomene am Pla­ketten­sonntag abspielen, von denen einige sicherlich nicht ganz ernst genommen wer­den sollten. Die folgende Auflistung soll hierzu als Beispiel die­nen:

- Spielleute gehen am Plakettensonn­tag in eine Kapelle und stecken eine Kerze an

- Gestandene Biertrinker begnügen sich vor der Ausspielung mit Mine­ralwasser

- Pragmatisch denkende Menschen haben plötzlich mehrere Glücksbrin­ger

- Coole Typen freuen sich über den Gewinn der Plakette wie kleine Kin­der

- Für manche stürzt für einen Tag die Welt zusammen, weil sie einen Feh­ler gemacht haben

- Wettschulden werden gerne einge­gangen

- Tambourmajore legen die Plakette noch nicht mal zum „Geschäfte­machen“ ab

(und das sind nur die Punkte, die ich weiß!!!)

Diese Phänomene könnten eine Frau dazu ver­anlasst haben, folgenden Vergleich aus­zuspre­chen:

„... wenn die am Plakettensonntag ihre Uniform tragen, dann sind das andere Menschen...“

"Wenn in Höngen erwachsene Männer weinen, dann ist Selfkant-Plakette!"

Aber bei aller Rivalität und eigenem Ehrgeiz sollte man sich vor Augen führen, was das Wesen der Selfkant-Wanderplakette ist:

 „... Diese Wanderplakette soll allen ein An­sporn zur Erhaltung des alten Brauchtums, sowie ein Zusammenfinden zum fröhlichen Spiel und ewiger Freundschaft sein. Es ist das Bestreben, die Freundschaftsbande aller Selfkantvereine weiter zu vertiefen".

 

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